Taqwa - O ihr Menschen, fürchtet euren Herrn!
Allah spricht: “O die ihr glaubt, fürchtet Allah in gebührender Furcht und sterbt ja nicht anders denn als (Allah) Ergebene!” (Ali Imran 3:102)
“O ihr Menschen, fürchtet euren Herrn, Der euch aus einem einzigen Wesen schuf, und aus ihm schuf Er seine Gattin und ließ aus beiden viele Männer und Frauen sich ausbreiten. Und fürchtet Allah, in Dessen (Namen) ihr einander bittet, und die Verwandtschaftsbande. Gewiß, Allah ist Wächter über euch.” (An Nisa 4:1)
“Allah gehört (alles), was in den Himmeln und was auf der Erde ist. Und Wir haben bereits denjenigen, denen vor euch die Schrift gegeben wurde, und euch anbefohlen: Fürchtet Allah! Wenn ihr aber ungläubig seid, gewiß, so gehört Allah (alles), was in den Himmeln und was auf der Erde ist. Allah ist Unbedürftig und Lobenswürdig.” (An Nisa 4:131)
“O die ihr glaubt, fürchtet Allah und trachtet nach einem Mittel zu Ihm und müht euch auf Seinem Weg ab, auf daß es euch wohl ergehen möge!” (Al Ma’ida 5:35)
Die Taqwa ist eine der wichtigsten Grundlagen des Islam, die eine enorme Rolle im Leben eines Muslims und in seiner Beziehung zu Gott einnimmt. Gewöhnlich wird der Begriff Taqwa mit ‘Gottesfurcht’ übersetzt. In Wirklichkeit hat die Taqwa eine größere Bedeutung als die der bloßen Furcht.
Abdullah ibn Mas’ud - Gottes Wohlgefallen auf ihm - kommentierte den Vers des edlen Koran “Fürchtet Allah in gebührender Furcht” (Ali Imran 3:102): “Dass Ihm gehorcht und nicht getrotzt wird, dass Er bedacht und nicht vergessen wird, dass Er gewürdigt und nicht ungewürdigt wird.”
Ali ibn Abi Talib - Gottes Wohlgefallen auf ihm - definierte die Taqwa wiefolgt: “Allah zu fürchten, an Seinen Geboten festzuhalten, mit wenig zufrieden zu sein, und sich auf den jüngsten Tag vorzubereiten”.
Omar ibn Abdulaziz, Allah erbarme sich ihm, sagte: “Nicht ist die Taqwa das Fasten am Tage, und nicht das Gebet in der Nacht, und nicht ein Gemenge dieser beiden, sondern die Taqwa ist es, von allem abzulassen, was Allah verbot und dem zu folgen, was Er gebot.”
Die Taqwa ist für den Gläubigen wie ein innerer Kompass; ein Schutzschild vor allen Worten und Handlungen, mit denen Allah unzufrieden ist.
Der Muttaqi - die Person, die Taqwa besitzt - ist also der, der stets innerhalb der Grenzen des von Allah Erlaubten bleibt und sie nicht überschreitet. Er ist derjenige, der sich um gute Taten bemüht, und der nicht nur vom ausdrücklich Verbotenem, sondern auch von zweifelhaften Dingen ablässt, um die Zufriedenheit seines Herrn zu erlangen.
Der Prophet - Heil und Segen seien auf Ihm - sprach: “Wende dich von dem, was dich zweifeln lässt zu dem, was dich nicht zweifeln lässt. Denn gewiß, das Wahre führt zur Gemütsruhe, und das Unwahre führt zum Zweifeln.” (Tirmidhi 2518)
Und er sprach: “Der Diener gehört nicht zu den wahren Muttaqin, bis er von harmlosen Dingen ablässt aus Vorsicht, dass sie schädlich sein könnten.” (Tirmidhi 2451)
Natürlich erwartet Allah nicht vom Menschen, dass er stets fehlerfrei handelt. Und selbst der Muttaqi ist kein perfekter Mensch. Auch er kann Sünden begehen. Doch wenn er dies tut, so lässt ihn seine Taqwa seinen Fehler erkennen, und er bereut seine böse Tat und lässt ihr eine gute Tat folgen, wie es im Hadith erwähnt ist: “Fürchte Allah, wo immer du bist, und lass der bösen Tat eine gute folgen, so wird sie sie auslöschen, und verhalte dich den Menschen gegenüber auf die beste Weise” (Tirmidhi 1987).
Die Taqwa ist für den Gläubigen die treibende Kraft der beständigen Selbstverbesserung. Sie hält ihn davon ab, sich auszuruhen und bloß auf Allahs Barmherzigkeit zu vertrauen, während er sich vor Ihm sicher fühlt. Allah spricht im Hadith Qudsi: “Bei Meiner Macht! Ich lasse Meinen Diener nicht zweimal fürchten und nicht zweimal sicher sein. Wer sich im Diesseits vor Mir sicher fühlt, der wird Mich am jüngsten Tage fürchten; und wer Mich im Diesseits fürchtet, der wird am jüngsten Tage vor Mir sicher sein.” (Silsilah as-Sahihah 742)
Man erkennt leicht, dass die Taqwa eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg im Jenseits ist. Denn die Frucht der Taqwa ist das Wohlgefallen Allahs und der Lohn des Paradieses. Zudem führt sie auch im diesseitigen Leben zu vielerlei Vorteilen und positiven Konsequenzen (Siehe: Das Beisein Allahs).
Allah spricht: “Das gute Ende gehört den Gottesfürchtigen.” (al-A’raf 7:128, Hud 11:49, al-Qasas 28:83; und es wurde gesagt, dass sich “das gute Ende” auf das Paradies bezieht).
Und Er spricht: “Wer Allah und Seinem Gesandten gehorcht, Allah fürchtet und sich vor Ihm hütet, das sind die Erfolgreichen.” (an-Nur 24:52)
Und Er spricht: “Und wer Allah fürchtet, dem schafft Er einen Ausweg und gewährt ihm Versorgung, von wo (aus) er damit nicht rechnet. Und wer sich auf Allah verläßt, dem ist Er seine Genüge.” (at-Talaq 65:2-3)
Und Er spricht: “Ihr Lohn bei ihrem Herrn sind die Gärten Edens, durcheilt von Bächen, ewig und auf immer darin zu bleiben. Allah hat Wohlgefallen an ihnen, und sie haben Wohlgefallen an Ihm; das ist für jemanden, der seinen Herrn fürchtet.” (al-Bayyina 98:8).
Welch großartige Huld der Allmächtige denen erwiesen hat, die Ihn fürchten! Er lässt die Muttaqin in Seine Zufriedenheit eingehen und schenkt ihnen das Paradies.
Wie kann ein Mensch nun diese hohe Stellung eines Muttaqi erreichen? Wie können wir unsere Taqwa mehren?
Der wirksamste Weg, dieses große Ziel zu erreichen, liegt zweifelsohne in der Aneignung des Wissens.
Allah spricht: “Wahrlich, nur die Wissenden unter Seinen Dienern fürchten Allah.” (Fatir 35:28)
Taqwa und religiöses Wissen sind so eng miteinander verflochten, dass Abdulaziz ibn Baz - Allah erbarme sich ihm - sagte: “Der Fleiß im Streben nach Wissen und Verständnis der Religion ist ein Teil der Taqwa”. Wer Allah kennenlernt durch Seine Namen und Attribute, der wird dadurch von selbst zur Taqwa gelangen.
Ibn al-Qayyim - Allah erbarme sich ihm - sagte: “Je besser ein Mensch Allah kennt, desto mehr wird er Ihn fürchten. Ibn Mas’ud - Allahs Wohlgefallen auf ihm - sagte: Die Gottesfurcht ist ein hinreichendes Anzeichen des Wissens. Ein Mangel an Gottesfurcht liegt an mangelnder Kenntnis Allahs. Die weisesten Menschen sind diejenigen, die Allah am meisten fürchten. Wenn ein Mensch Allah kennt, so wird er vor Ihm schamhafter sein, wird Ihn mehr fürchten und mehr lieben. Je mehr sein Wissen zunimmt, desto mehr wird seine Schamhaftigkeit, Furcht und Liebe zu Allah zunehmen.” (aus dem Buch Tariq al Hijratayn, S. 283)
O Allah, mehre uns unser Wissen und lasse uns zu den Muttaqin gehören.